Tag 15 – 27.08.2010 – Mostar

Schon um 08h30 hatten wir die Zimmer geräumt, die Motorräder beladen und waren bereit für die Weiterfahrt. Frühstück gab es keines, denn wir wohnten da ja in einem privaten Appartement und der Vermieter war heute Morgen auch noch nicht “aufgetaucht“…. Doch dies war kein Problem, denn wir hatten mit ihm vereinbart, dass wir spätestens um 09h00 wieder weg sind. Also liessen wir einfach die Schlüssel in der Haustür stecken und machten uns auf den Weg in Richtung Mostar….

Die Ausfahrt aus Dubrovnik fanden wir nicht auf Anhieb, sondern machten erst noch eine unfreiwillige Stadtrundfahrt der Stadtmauer entlang und durch die verwirrenden Einbahnstrassen irgendwie in Richtung Hauptstrasse, die aus der Stadt führt. Das Navi leistete uns dabei wertvolle Hilfe…..
Um auf die Strasse nach Mostar zu gelangen, mussten wir erst mal wieder auf der Küstenstrasse einige Kilometer zurückfahren. Wir konnten dabei nochmals die grandiose Sicht auf die Stadt und auf die zahlreichen Schiffe in der schönen Meeresbucht von Dubrovnik geniessen, bis wir dann links weg ins Innere des Landes zusteuern mussten…..

Schon bald standen wir an der Grenze von Bosnien-Hercegowina, wo wir erneut die Pässe und die grüne Versicherungskarte vorweisen mussten. Die Grenzposten führten ihre Aufgabe äusserst gewissenhaft und genau durch. Sie blieben aber immer sehr freundlich, bis zu dem Moment, wo Christa anfing zu fotografieren….. Da kam dann urplötzlich eine angespannte Hektik auf und Fredi konnte die Beschlagnahmung des Fotoapparates nur knapp umgehen, indem er unter den strengen Augen des Polizisten alle geschossenen Bilder vom Grenzposten, inklusive der mit der Flagge, wieder löschte. Erst dann entspannte sich die Situation und die Mine des Polizisten hellte sich wieder auf. Er wünschte uns eine gute Reise, zeigte nochmals mahnend den erhobenen Zeigefinger zu Christa, und wir durften einreisen und weiter fahren…..   

Unser nächstes Etappenziel war der Ort Trebinje, denn dort wollten wir etwas zum Frühstück essen. Die Strasse führte durch ein weites Tal das mit dichtem Gestrüpp und halbhohen Bäumen bewachsen war. So weit das Auge reicht, einfach eine undurchdringbare, braune Steppenlandschaft, die sich weit in die sonst kahlen Berghänge hinauf zieht. Der Strasse entlang standen immer wieder Warnschilder, die darauf hinwiesen, dass man die Strasse nicht verlassen sollte, denn im ganzen Gebiet liegen noch immer scharfe Minen aus der Kriegszeit.

In Trebinje hielten wir bei einem Restaurant mit Terrasse an und bestellten für alle einen Capuccino. Zu Essen hatte er leider nichts, doch Christe wusste sich schnell zu helfen. Im nahen Markt kaufte sie Brot, Fleisch, Käse und Jogurt und so kamen wir zu einem sehr leckeren Frühstück auf dieser gemütlichen Terrasse….. Für den Kellner war das kein Problem, denn er durfte immer wieder Kaffee, Capuccino, Cola und Mineralwasser heran schleppen…

Nachdem uns die anderen Gäste nochmals genau und sehr detailliert den richtigen Weg nach Mostar beschrieben haben, verabschiedeten wir uns von allen und machten uns auf den Weg in Richtung Tagesziel. Die Route führte stetig einem breiten Tal entlang, das beidseitig von kahlen und verdorrten Berghängen gesäumt war. Je höher wir kamen je heisser wurden die Temperaturen. Wie mit einer grossen Hitzeglocke wurde die Wärme in den Talkessel gedrückt. Kein Lüftchen war zu verspüren. Es war einfach nur heiss, das Thermometer am Bordcomputer zeigte 42°C…..  Plötzlich, so 10 km vor Mostar, fuhr Käthy mit ihrem Motorrad ungewohnt brüsk und mit viel Schwung von der Strasse weg auf einen Kiesplatz und rief uns zu: “Fertig, Schluss und Amen – jetzt muss ich etwas trinken, sonst kippe ich aus den Stiefeln!“ Dies war auch das Zeichen für uns, dass wir etwas für unseren Wasserhaushalt unternehmen mussten…. Zum Glück war zufällig an dieser Stelle ein kleiner Lebensmittel- und Getränkehandel, der uns für wenig Geld mit frischem Wasser versorgte….

Um ca. 13h00 kamen wir in Mostar an und bezogen unser Quartier im Hotel Bristol. Am Nachmittag machten wir einen Stadtbummel durch die engen Gassen mit den Bazarständen, die uns stark an unsere Reise durch Marokko erinnerten. Mostar mit den zahlreichen Moscheen und den Minaretten ist sichtbar vom Islam geprägt. Natürlich überquerten wir auch die berühmte Brücke von Mostar, die im Bosnienkrieg am 09. November 1993 durch massifen Beschuss von kroatischer Seite zerstört wurde. Heute ist die Brücke wieder neu aufgebaut worden und nur eine ermahnende Gedenktafel erinnert an die schlimme Zeit der Zerstörung zurück. In der ganzen Stadt zeugen noch viele Ruinen und zerlöcherte Fassaden an diese schlimmen Kriegszeiten….

Am Abend sassen wir noch gemütlich auf der Hotel-Terrasse und liessen uns mit Capuccino und feinem Glacé verwöhnen. Im Hintergrund an den dürren Berghängen loderten gespenstig verschiedene Waldbrände, und immer wieder hörten wir die Löschflugzeuge oder die Feuerwehr bei ihren Einsätzen……

Track Dubrovnik - Mostar