Reisebericht 6

Es ist der 14.05.2016 und der Morgen war noch etwas bewölkt, doch die Sonne «putzte» dann alles weg. Im Hotel war auch noch eine Reisegruppe aus Georgien, die mit einem Minibus unterwegs war. Am Morgen hat der Chauffeur – wahrscheinlich wegen des schönen Wetters – die hinteren Räder mit den guten Reifen, d.h. die mit Profil, ersetzt durch alte, völlig abgefahrenen «Gurken»…. Sehr vertrauenserweckend….!!

Nach dem sehr reichhaltigen Frühstück machten wir die Maschinen abfahrbereit. Es gab noch eine kleine Diskussion, ob unser Weg auch über die wacklige Hängebrücke führe???? – wir entschieden uns aber, dieses Experiment zu lassen – auch wenn es schon irgendwie verlockend war….. Auch das Navi zeigte einen verwirrlichen Weg aus der Stadt, um auf die Route nach Ispir zu gelangen – eine Streckenführung, die wir so nicht nachvollziehen konnten. Also beschlossen wir, dem kleinen und unscheinbaren Wegweiser, den wir am Vorabend zufällig gesehen haben, zu folgen. Und es zeigte sich, dass dieser Weg genau richtig war – auch wenn das Navi nicht einverstanden war und dauernd rechnete und uns zur Umkehr zu bewegen versuchte.

An Anfang war die Strasse sehr schmal und schlängelte sich im Zick-Zack um die Häuser. Wir waren froh, dass fast dein Verkehr auf dieser Route herrschte, denn Kreuzen war auch für uns jedes Mal sehr schwierig. Ein junger Mann auf einer Yamaha SuperTenere 650 holte uns während eines Fotohaltes ein und war sehr interessiert zu erfahren, was wir in dieser einsamen Gegend machten. Er fuhr eine kurze Zeit mit uns und schwenkte dann plötzlich links weg in Richtung eines kleinen Bergdorfes. Die Strasse führte immer höher dem Berghang entlang. Zeitweise waren die Streckenabschnitte in schwindelerregender Höhe - und alles ohne Leitplanken und ohne Sicherheitszäune. Auch kleiner Furten mussten überquer werden. So kamen wir immer weiter ins Tal hinein.

Nach ca. 20km war da plötzlich eine riesige Baustelle. Die Strasse war wie abgeschnitten zu Ende. Mächtige Baumaschinen waren mit Erdverschiebungen beschäftigt und gigantische Lastwagen fuhren das Erdgut über die Baustelle weg. Wir stoppten und fragten einen Bauarbeiter, ob die Strasse gesperrt sei. Er gab uns zu verstehen, dass wir über die Baustelle fahren können – einfach den Spuren der Lastwagen folgend und beim Trax und dem Bagger irgendwie hinten vorbeifahren. Vorsichtig holperten wir mit unseren schweren Maschinen über diese «Berg- und Talbahn» immer darauf achtend eine möglichst feste Spur zu erwischen. Wir sind heil vorbeigekommen – doch das Ganze wiederholte sich noch mehrmals. Zum Glück hatten wir gutes Wetter, denn bei Regen wären diese Passagen fast unbefahrbar gewesen. Für diese ersten 35km benötigten wir 2 Stunden! Nachher wurde die Strasse besser. Dieser Teil bis Ispir wurde in den letzten Jahren neu angelegt, da die alte Strasse im Stausee überflutet wurde. Die Fahrt bis Ispir war einmalig schön und landschaftlich ein Highlight.

Von Ispir führt die Strasse erst auf einen Pass von 2660m Höhe. Links und rechts lag noch viel Schnee. Auf ca. 2000m machten wir Rast in einem kleinen Strassencafé und tranken Cay-Tee. Die Stammgäste freuten sich sichtlich über unseren Besuch und luden uns zu sich an den Tisch ein. Auch wenn wir uns nur sehr schwer verständigen konnten, hatten wir es doch sehr lustig zusammen. Humor kennt halt keine Grenzen! Auch ein Foto mit uns zusammen wollten sie unbedingt haben. Danke für Eure herzliche Gastfreundschaft.

Auf der Passhöhe gab es noch ein Foto und dann lag eine Abfahrt bis zum Schwarzen Meer vor uns. In unzähligen Kurven schlängelte sich die Strasse talwärts – und plötzlich war es da – das Schwarze Meer!!

Bei einer Tankstelle direkt am Meer machten wir Rast und freuten uns, dass wir das Schwarze Meer erreicht hatten. Wir waren alle Drei sehr happy und auch ein wenig stolz auf unsere Leistung. Wir fuhren weiter bis Trabzon und bezogen zur Feier des Tages Logis im noblen Hotel Novotel – denn da waren wir uns sicher – das hatten wir uns verdient. Wir beschlossen deshalb zwei Nächte hier zu bleiben und die Annehmlichkeiten dieses Hotels direkt am Meer so richtig auszukosten und zu geniessen. Morgen machen wir einen Ruhetag und einen Ausflug mit einem Minibus.

Für unseren Ruhetag hatten wir wunderbares Wetter. Unser Ausflug soll uns zum Kloster Sumelas führen. Den Ausflug buchten wir an der Hotel-Reception. Pünktlich um 10h00 stand der Minibus bereit. Es waren schon einige Gäste vorher eingestiegen, doch es hatte noch immer für uns Drei freie Fensterplätze. Zuerst ging es durch die Stadt und dann weiter bis nach Maçka. Dort bogen wir links weg und dann ging es in die Schlucht hinein. Und plötzlich konnten wir das Kloster hoch oben in den Felsen sehen. Wie ein Adlerhorst ist es an die Felsen gebaut worden.

Mit dem Bus sind wir dann eine extrem steile Strasse hoch gefahren bis auf ca. die gleiche Höhe wie das Kloster. Die Weiterfahrt war aber gesperrt und man konnte auch nicht zu Fuss bis zum Kloster gehen. Die Besichtigungen sind wegen Bau- und Renovationsarbeiten gestrichen. Doch von der Aussichtsplattform aus konnte man das Kloster gut sehen. Es war ein ziemliches Gedränge, denn alle wollten ein Bild oder ein Selfie von dieser Sehenswürdigkeit. In Anbetracht der Strasse und der vielen Leue (denn es war Sonntag) waren wir froh, dass wir die Motorräder beim Hotel stehen liessen.

Im Restaurant bei einem Skiort assen wir das Mittagsessen. Über eine schöne Strasse fuhren dann auf den Pass, wo ein weiterer Photohalt angesagt war. Die Abfahrt auf der steilen Passstrasse in Richtung Gümüshane war spektakulär, denn der Chauffeur gab alles – im Stile von Michael Schuhmacher donnerte er den Berg hinunter. Wir haben jedenfalls – sicherheitshalber – die Gurten angelegt.

Später ging es über eine steile und schmale Strasse in die Berge – in steilen Kehren windete sich die Strasse den Berg hinauf bis zum Eingang der Tropfsteinhöhle. Die Höhle ist in einem einmaligen Zustand und wurde erst in den 90er Jahren von den Dorfbewohnern durch Zufall entdeckt. Leider durfte man nicht fotografieren – Handys und Fotoapparate musste man abgeben – doch im Kopf haben wir alles gespeichert. Und Christa hat noch einen Prospekt in arabischer Sprache erhalten….

Die Fahrt zurück über den Pass war wieder ein rennfahrerisches Erlebnis. Über eine schmale Strasse hoch über dem Tal fuhren wir in ein kleines Bergdorf, um den legendären Reis-Pudding zu versuchen. Christa und Fredi fanden ihn ausgezeichnet, mir mundete dieser Brei – der mich an die Babynahrung der Jungs erinnerte – überhaupt nicht. Meine beiden Reisebegleiter schnabulierten aber auch meine Portion.

Zurück im Hotel machen wir uns bereit für das Nachtessen im Restaurant direkt am Meer. Ein schöner Tag ging zu Ende.

16.05.2016: Das Frühstück war wider gewaltig. Auch heute hatte es wieder viele arabische Touristen. Wie ich im Lift erfahren habe, kommen diese Touristen alle aus Saudi-Arabien. Wir bepackten unsere Maschinen und machten uns abfahrtbereit. Es regnete ganz leicht während wir die Motorräder beluden, doch dann klarte es wieder auf. Also fuhren wir ohne Regenzeug los.

Die schwarten Wolken wurden aber immer grösser und schwärzer. Wir machten bei einer Tankstelle Halt und zogen das Regenzeug an. Keine Minute zu früh – dann als wir weiterfuhren entlud sich die ganze Wolke über uns. Heftiger Wind von vorne blies uns ins Gesicht. Die Böen rüttelten an unseren Maschinen, dass es schwierig war, das Gleichgewicht zu behalten. Es war eine sehr ungemütliche Situation. Doch plötzlich hellte es auf und die schwarzen Wolken waren hinter uns.

Bei einem Ort machten wir Rast in einer kleinen Döner-Bude. Es waren nur Schüler oder Studenten anwesend, die ebenfalls Mittagspause machten. Mit ihrer Hilfe konnten wir unser Essen bestellen – und natürlich wollten sie alles über uns wissen. Es war sehr kurzweilig und die Zeit verging viel zu schnell. Christa fragte wegen einer Toilette, doch in der Döner-Bude gab es kein WC. Die Frau zeigte aber Christa, dass in der Moschee nebenan ein WC für Bay und Bayan vorhanden sei. Dies sollte uns noch oft begleiten. Auch in den ab gelegensten Dörfern – bei der Moschee – und eine Moschee hat jedes Dorf – gibt es immer ein WC.

Bei schönstem Wetter fuhren wir dann weiter bis nach Ordu. Vor Ordu gerieten wir in eine Polizeikontrolle. Es wurden die Führerausweise geprüft und über die Zentrale kontrolliert, ob alle s korrekt sei. Bei uns war dies der Fall. Ein Polizist erklärt uns dann noch wie wir unser Tagesziel anfahren sollen und alle wünschten uns eine gute Fahrt und dass Allah uns beistehen soll.

In Persembe fanden wir ein einfaches aber schönes und sauberes Hotel (Hotel Anafor). Die Anlage war direkt am Meer mit eigenem Sandstrand und wunderschönen Sitzplätzen. Wir verliebten uns sofort in diesen schönen Ort – auch wenn der Hund am Anfang immer knurrte und die Zähne zeigte – und beschlossen hier zwei Nächte zu bleiben. Bei schönstem Sonnenschein liessen wir es uns am Strand wohlergehen. Ich konnte auch wieder mal das Schwyzerörgeli spielen - und das am Schwarzem Meer – einfach herrlich. Für das Nachtessen marschierten wir in den Ort und wählten ein Restaurant am Meer. Der Kellner empfahl mir ein türkisches Gericht mit Fisch, was ausgezeichnet schmeckte.

Es war wieder ein richtig schöner Tag und alles ist für uns so wundersam aufgegangen.

Da wir heute Ruhetag hatten nahmen wir das Frühstück erst um 08h30!!! Anschliessend machten wir uns bereit für einen Besuch in der Stadt Ordu – ca. 15km von Persembe entfernt. Doch erst haben wir noch den Hund mit zwei Wursträdchen vom Frühstück bestochen. Er war jetzt sehr zutraulich, hat uns akzeptiert und wedelt immer mit dem Schwanz, wenn er uns sieht.

Nach Ordu fuhren wir mit dem Minibus. Die Haltestelle war direkt beim Hotel. In Ordu machten wir eine Fahrt mit der Seilbahn auf den Hausberg, von wo aus man eine fantastische Aussicht auf die Stadt, das Meer und die Berge hat. Es war sehr erholsam hier oben zu sitzen, die Aussicht und die Sonne zu geniessen und dazu natürlich einen Cay zu trinken. Bei Christa musste es natürlich noch eine Glace sein……

Wieder in Ordu bummelten wir durch die Bazar-Strassen und freuten uns an dem hektischen Treiben bei den vielen Geschäften. Auch Fredi suchte eine Batterie für seine Billiguhr, die er immer bei Reisen trägt. Leider war das Problem nicht die Batterie, sondern die Uhr hatte den Geist aufgegeben – sagte der türkische Händler. Also kaufte sich Fredi eine neue günstige Uhr - für 20TL (ca. 7.—CHF).

Am Nachmittag «plegerten» wir in der Hotelanlage. Christa wollte schwimmen gehen, doch das Wasser war viel zu kalt. Am Abend gingen wir wieder in die Stadt Persembe für das Nachtessen. Zur Feier des Tages verwöhnten wir uns noch in der Patisserie mit einem feinen Kuchen – himmlisch!!!