Fes_29-0-09 

Der Morgen erwartete uns mit wunderbar schönem Wetter, und auch Allah und sein Diener haben ihr Versprechen gehalten. Die Motorräder waren noch da!!

Nach einem reichhaltigen Frühstück im Hotel machten wir die Maschinen wieder reisefertig. Selbstverständlich erwartete vor der Tür der Nachtwächter und Diener Allah’s von uns eine kleine Anerkennung, was wir ihm gerne zugestanden.   

Die heutige Route führte uns von Chefchaouen über 100 km durch die Berge nach Ketama, das auf fast 1700 müM liegt. Von dort drehten wir rechts ab und fuhren auf einer sehr bergigen Strasse bis in die 167 km entfernte Königsstadt Fés. Die Strasse auf dem ersten Streckenabschnitt war nicht immer mit unseren Verhältnissen zu vergleichen. Sie war zwar asphaltiert, doch durch die Winterkälte gab es sehr viele Frostschäden. Diese waren manchmal geflickt, doch auch durch diese Reparaturen wurde der Schaden nicht besser. Der Strassenverkehr ist auch sonst für uns nicht ganz einfach. Die ausgezogene Mittellinie z.B. hat hier anscheinend keine Bedeutung oder Funktion, ausser dass sie die Mitte der Strasse markiert. Doch überfahren wird sie von links und von rechts, sei dies zum Überholen oder auch nur zum Kurven schneiden…. Hinweise auf Bodenwellen muss man immer sehr ernst nehmen. Und es hat sich gezeigt, dass die erste Bodenwelle nach der Tafel noch nicht die Grosse ist. Diese kommt immer an zweiter oder an dritter Stelle. Es kann aber auch sein, dass ein Stück Strasse fehlt, oder der Asphalt fehlt, oder hinter all dem noch ein tiefes Schlagloch liegt….. 

Auf dem Weg nach Ketama durchquerten wir auch den Ort Bab-Berret, eine lang gezogene Häuserreihe links und rechts an der nur noch zum Teil asphaltierten Strasse. Auf beiden Strassenseiten herrschte ein riesiger Bazar-Betrieb mit Handwerkern, Cafés, öffentlichen Kochstellen, Gemüse- und Fleischmarkt etc.. Und der ganze Verkehr zwängte sich auf dieser holprigen und schmierigen Strasse, und alle versuchten unbeschadet um die Schlaglöcher und Abwassergräben zu kommen. Neben mir stieg mir plötzlich ein starker Fischgestank in die Nase. Hinschauen konnte ich nicht, da ich konzentriert auf die Fahrrinne schauen musste. Fredi erklärte mir später, dass er genau dort anhalten musste, und er seinen Fuss nur knapp nicht in die Fischkiste neben der Strasse stellte…

Wir überstanden auch diese “Schlüsselstelle“ ohne Schaden für Fahrer und Maschine.  Die Stadt Fés war für uns schon von Weitem sichtbar. Ein riesiges, weisses Häusermeer überzog die gesamte Hügelkette vor uns. Die gesamte Stadt zählt ungefähr 1.5 Millionen Einwohner. Je näher wir der Stadt kamen, umso chaotischer wurde der Verkehr. Plötzlich fuhr neben mir ein junger Type auf einer kleinen Suzuki, und schrie immer wieder rüber: “Monsieur, Monsieur, Hotel? Monsieur, Hotel?" Wir machten Halt bei einem grossen Parkplatz um uns zu orientieren und dann gemeinsam die Strategie für die Hotelsuche zu besprechen. Und da war wieder der freundliche Typ, der uns seine Hilfe anbot. Nach einem längeren und angeregten Gespräch entschieden wir uns das angebotene Riad mal anzuschauen. Er führte uns auf seiner Suzuki durch das Bab Ftouh (Tor Ftouh) direkt in die verwinkelten Gassen der Medina. Als er plötzlich in einer engen Gasse vor einer unscheinbaren Tür anhielt, war es uns schon etwas mulmig zumute und wir stellten unsere Maschinen so auf, dass eine schnell Wegfahrt möglich wäre. Unser Führer war sich aber seiner Sache sehr sicher und lobte das Innere des Hauses in den höchsten Tönen.

Ein freundlicher Herr öffnete die Tür und hiess uns in einer sehr sympathischen Weise willkommen. Während Fredi und ich die Maschinen hüteten, inspizierten Pia und Christa die Zimmer. Nach einer Weile hörten wir die Beiden plötzlich von einer Dachterrasse runter rufen: “Hee!!. Wir nehmen die Zimmer. Alles ok. Das Haus ist ein Bijou, und die Zimmer wie in tausendundeiner Nacht“. Und das war nicht übertrieben. Ein Haus mit einem gemütlichen Innenhof. Eine steile Treppe führte zu den Zimmern und im fünften Stock auf die Dachterrasse. Die Aussicht war überwältigend.
Unsere Zimmer waren zweistöckige orientalische Suiten, mit Mosaikwänden und einer wunderschönen Einrichtung. Wir waren so begeistert, dass wir direkt für zwei Nächte reservierten.
 
Nach einem gediegenen marokkanischen Nachtessen im Riad freuten wir uns auf den nächsten Tag, an dem wir mit einem persönlichen Guide die Medina von Fés besichtigen werden.