Gorges du Dades, 09.05.09
Am Morgen ging es mir und meinem Magen wieder besser. Ich traute mir sogar zu, ohne Angst, dass die “schnelle Kathrin“ wieder zuschlagen könnte, ein leichtes Frühstück zu essen. Und es hat nicht geschadet, im Gegenteil, ich blühte wieder auf….
Um 11h00 verliessen wir unsere Pension mit leichtem Gepäck in Richtung Gorges du Dades. Als erstes mussten wir wieder durch das ganze Städtchen zurück fahren und nach der Brücke dann rechts abbiegen. Die Strasse führte dem Fluss Dades entlang immer tiefer ins Tal hinein. Im vorderen Teil ist das Tal noch schön offen, mit verschiedenen kleinen Dörfern, durch die sich die Strasse mit zum Teil engen Kurven, schlängelt. Überall sitzen Leute vor den Häusern und winken uns freundlich zu. Die Strasse führte immer höher hinauf und verschaffte uns wunderbare Aussichten auf den Palmengürtel im Talgrund und auf die vielen Lehmhäuser und Kasbhen an den gegenüber liegenden Hängen. Der Zustand der Strasse ist aus unserer Sicht erstaunlich gut. Fasziniert von ganz bizarren Felsformationen hielten wir an und zückten wieder mal unsere Fotoapparate. Ein junger Mann kommt sofort auf uns zu und bot uns zwei sehr schön verarbeitete Berber-Dolche an. Nach einigem Verhandeln und Diskutieren verstand er, dass wir nichts kaufen werden, also erklärte er uns die Umgebung und die Felsstrukturen. So lernten wir, dass diese Felsen wegen ihren Formen „Doigts des Singes“ heissen. Während einem Fotohalt teilte uns Christa mit, dass es ihr sehr schlecht sei und sie ein Problem mit dem Magen habe. Sie bat uns nicht zu schnell zu fahren. Etwas später musste sie sogar erbrechen und glaubte, dass sie nun das Übel los wäre und es wieder besser gehe….
Und dann standen wir plötzlich bei einer engen Stelle vor der berühmten Felswand, über die sich die Strasse mit engen Kehren nach oben windet. Ein imposantes Bild. Wir hielten an und knipsten die ersten Bilder dieser berühmten Stelle. Immer wieder hatten wir in der Vorbereitung die Bilder und Berichte dieser Strasse gelesen, und nun standen wir selber davor, und besser noch – wir werden sie selber befahren.
In der Zwischenzeit ging es Christa nicht besser, sondern immer schlechter. Sie wurde auch sehr müde und wollte nur noch ein ruhiges und schattiges Plätzchen, auch wenn das nur irgendwo unter einem Baum war, um zu schlafen. Das mit dem Baum haben wir ihr dann ausgeredet, aber wir gingen mit unserem Anliegen ins Hotel Le Vieux Château, das direkt bei der engen Stelle der Schlucht steht. Der Hotelchef bedauerte sehr, dass er kein Zimmer frei hatte, doch er bat uns rein ins Haus und sagte: “wir finden eine Lösung. Vous-êtes bienvenue, in sha’allâh!“. Er richtete in einer ruhigen Ecke im Hotel für Christa ein Sofa her, damit sie sich ausruhen und schlafen konnte. Wieder einmal erlebten wir die herzliche Gastfreundschaft dieser Menschen auf eine eindrückliche Art.
Wir liessen nun Christa schlafen und setzten unsere Fahrt weiter noch tiefer in die Schlucht hinein. Die Rampe mit den engen Spitzkehren, die über die steile Felsstufe führte, war ein einmaliges Erlebnis. Von oben auf der Aussichtsplattform konnte man die ganze Strecke wie aus dem Flugzeug sehen und die Fahrzeuge auf der Strecke beobachten. Wir befanden uns nun auf ca. 1800müM in einem sehr schönen Hochtal. Dem Fluss entlang war es wieder sehr grün und fruchtbar. Die Bewohner haben hier verschiedene Gärten und Felder angelegt, die sie mit kleinen Kanälen bewässern. Die Strasse wurde nun immer enger und auch der Teerstreifen immer schmaler aber immer noch gut fahrbar. Eigentlich sollte die Strasse bis nach Msemrir geteert sein, doch ca. 3km davor war für uns kein durchkommen mehr. Die Strasse war durch einen Bergrutsch stark beschädigt, mit sehr tiefen und mit wassergefüllten Löchern. Zu gefährlich mit unseren Maschinen. Also machten wir kehrt und fuhren wieder zurück zum Hotel wo Christa am schlafen war.
Unter uns gesagt, die heisse Stelle mit der Rampe und den Spitzkehren sind Fredi und ich, einfach aus reiner Freude, nochmals zweimal hoch und runter gebolzt… einfach super! - oder wie Dölf Ogi sagte: „Freude herrscht!!!“
Christa konnte gut schlafen und es ging ihr wieder etwas besser, so dass sie wieder mit uns zurück fahren konnte. Der Hotelchef war zwar noch sehr besorgt um Christa als wir uns bei ihm bedankten und uns verabschiedeten. Und er wollte absolut gar nichts annehmen, als wir uns erkenntlich zeigen wollten. Er gab uns die besten Wünsche für die weitere Reise mit auf den Weg und dass Allâh uns behüte.
Um 18h00 kamen wir wieder im Hotel an, wo man uns schon sehnlichst erwartete. Das Nachtessen war wieder sehr fein gekocht und angerichtet und der quirlige Hotelboy und Garçon unterhielt uns mit seinen lustigen Geschichten, die er in Französisch, Englisch, etwas deutsch oder spanisch und natürlich arabisch oder berberisch erzählte…...
Doch Christa bekam von all dem nichts mehr mit! Nach unserer Rückkehr legte sie sich sofort ins Bett und liess das Nachtessen “sausen“…..
Am nächsten Tag ist ein Ausflug in die Todra Schlucht geplant.