Tanger (Hafen), 25.05.09
Auf dem Campingplatz haben noch nicht viele Camper ihre fahrbaren Wohnungen abgestellt, so dass auch das kleine Café erst mit einem sehr reduzierten Angebot funktionierte. Brot war keines da und Kaffee konnte uns der Barkeeper auch keinen anbieten. Er empfahl uns aber die kleinen Restaurants bei der Grotte an den Klippen.
Im ersten gab es leider auch keinen Kaffee und auch sonst hatte er am frühen Morgen ausser Tee nichts anzubieten. Er empfahl uns aber seinen Nachbarn, der anscheinend eine Kaffeemaschine besitzen soll. Als wir bei diesem vor dem Laden standen, fuhr gerade das Taxi vor und brachte neben dem Restaurant- und Putzpersonal auch noch frisches Brot mit. Wenn jetzt auch noch eine Kaffeemaschine vorhanden ist, so sind wir gerettet. Und wirklich – Allah hat unseren Wunsch erhört! In dem engen kleinen Laden stand eine alte, aber funktionstüchtige Kolbenmaschine, mit der er uns einen köstlichen Kaffee zubereitete.
Wir setzten uns vor den Laden an ein schattiges Plätzchen mit einem traumhaften Blick auf das Meer. Da der Ladenbesitzer nur arabisch sprach, versuchte ich ihm mit der Unterstützung des Taxichauffeurs, in Französisch, Englisch und mit den Händen zu erklären, dass wir gerne ein Frühstück mit Brot, Butter und Konfitüre hätten. Er zeigte mir aus seinem Sortiment, dass er auch noch kleine Käslein von “La Vache qui rit“ anbieten könnte, was ich ihm freudig bestätigte, dass er das auch noch zum Frühstück dazu geben könne. Super - wir haben uns verstanden, und er deutete mir, dass er alles nach draussen bringen werde. Also setzte ich mich wieder zu meinen Freunden, ohne zu versäumen ihnen stolz mitzuteilen, dass das Frühstück geregelt sei – ein Fladenbrot, ein Baguette und dazu Butter, Käslein und Konfitüre……
Zusammen mit dem Taxichauffeur servierte er uns dann auf zwei Tellern die beiden Brote, die beide in gleichmässige Stücke schön vorgeschnitten waren. Beim näheren hinschauen stellten wir fest, dass jedes der Stücke auch noch aufgeschnitten war und mit Butter, Käslein und Konfitüre bestrichen war. Er hat uns also die Brotschnitten schon essfertig in der Küche vorbereitet und gestrichen. Im ersten Moment waren wir überrascht über dieses Frühstück, mussten aber neidlos zugestehen, dass es sehr bequem ist, die Brote so zu essen. Geschmeckt hat es sehr gut und Fredi und ich machten den Frauen vorsichtig den Vorschlag, dass wir ab jetzt auch in der Schweiz unsere Brote so vorbereitet serviert haben möchten – zumindest am Sonntag, oder eventuell wenigstens an den Feiertagen……
Nach dem Frühstück bepackten wir unsere Maschinen für die Rückreise mit der Fähre. Wir fuhren um 12h00 beim Campingplatz weg und wählten die kleine Strasse der Küste entlang. Wunderbare Sandstrände gibt es hier, die praktisch menschenleer waren. Die Strasse führte in mehreren Kehren über einen Hügel, auf dem mehrere Antennentürme mit grossen Richtstrahlanlagen standen. Weiter führte die Route durch ein grosses und protziges Villenviertel um dann in die Stadt Tanger einzubiegen. Mit Hilfe des Navi fanden wir den Weg in diesem verwinkelten Strassen Wirrwarr problemlos.
Kurz vor dem Hafen wechselten wir in einer kleinen Wechselstube unsere restlichen Dirhams in Euros um und fuhren dann an die Hafenpromenade. Wir stellten die Motorräder bei einem schönen Beach-Restaurant ab, von dem aus wir die Einfahrt unserer Fähre beobachten konnten. Der Parkwächter versicherte uns, dass er auf unsere Maschinen aufpassen werde, so dass wir in Ruhe und entspannt essen könnten. Wir gaben ihm zu Verstehen, dass er ein gutes Trinkgeld erwarten dürfe, wenn nach unserer Rückkehr noch alles ok sei. Er nickte verständnisvoll und stellte seinen Stuhl direkt neben die Maschinen. Das überzeugte uns, und wir liessen alles, auch Tankrucksack, Helm und Navi, an und bei der Maschine…….
Im Restaurant, das von Spaniern geführt wurde, liessen wir uns erstmal mit einer wunderschönen Variation von Meeresfrüchten als Vorspeise verwöhnen und bestellten zur Hauptspeise eine fantastische Paella. Durch die grossen Fenster hatten wir eine herrliche Aussicht auf den Strand und die Meeresbucht von Tanger. Pünktlich um 15h00 sahen wir unsere Fähre von der Grandi Navi Veloci in den Hafen einlaufen und schon bald sah man die ersten voll beladenen und überladenen Fahrzeuge aus dem Hafenareal in die Stadt fahren…..
Um 16h00 verliessen wir das Restaurant und fanden unseren Parkwächter nach wie vor auf seinem Stuhl direkt neben den Maschinen sitzend vor. Wie vereinbart erhielt er seinen verdienten Lohn für die wertvollen Dienste und er half uns auch noch tatkräftig mit, unsere Motorräder wieder über den Fahrbahnrandstein auf die stark befahrene Strasse zu führen, indem er den gesamten Verkehr für uns aufhielt. Auf unsere anerkennenden Worte winkte er uns stolz nach….
Trotzdem dass wir sehr früh auf das Hafengelände fuhren, war beim Port für die Fahrt nach Genua schon sehr viel Betrieb. Ein freundlicher junger Mann winkte uns zu sich und zeigte uns mit Handzeichen, dass wir ihm nachfahren sollen. Er führte uns zwischen riesigen Sattelschleppern vorbei in die Abfertigungshalle und wies uns einen Platz fast zuvorderst in den Reihen an. Wir erhielten für jedes Motorrad ein rotes Blatt auf dem in grossen Lettern Genova stand und das wir vorne am Motorrad befestigen mussten. Dann erklärte er uns den administrativen Ablauf der vorgeschriebenen Ausreiseformalitäten. Da wir einverstanden waren, dass er uns behilflich sein kann, führte er uns von Schalter zu Schalter und füllte für uns auch die notwendigen Personenkarten aus. In kürzester Zeit hatten wir so sämtliche Papiere und die dazugehrenden Kontrollen und Stempel im Pass und auf den Fahrzeugdokumenten eingeholt. Wir waren bereit für die Pass- und Zollkontrollen, die dann beim Verladen auf die Fähre durchgeführt werden. Natürlich kosteten diese Dienste ein kleines Trinkgeld, doch dies bezahlten wir ihm gerne.
Um 19h00 wurden die Betonblöcke bei den vordersten Fahrzeugen mit Hubstaplern weggeschafft und das Verladen der Fahrzeuge konnte beginnen. Langsam und immer wieder wartend durchliefen wir die verschiedensten Kontrollposten, bis wir dann vor dem grossen Eingang mit der steilen und rutschigen Rampe standen. Jetzt noch diese Klippe heil überstehen und wir sind wieder bereit für die Heimreise. Nach den Anweisungen der anwesenden Ladespezialisten stellten wir die Maschinen im gewaltigen Laderum der Fähre auf. Es sind auch diese Leute, die alle Maschinen fachgerecht festbinden.
Mit reduziertem Gepäck bezogen wir schnell unsere reservierte Kabine auf dem Atlantic-Deck. Dann begaben wir uns auf dem Schiff ganz nach hinten, um von oben dem weiteren Treiben auf der Laderampe zuzuschauen. Was da alles in dieses Schiff geladen wurde ist kaum zu glauben. Auf jeden Fall war es sehr kurzweilig und auch amüsant von unserem Standort hier oben zuzuschauen. Denn immer wieder mussten private Fahrzeuge auch noch auf der Rampe das Gepäck ausladen oder vom Dach runter nehmen, und mehrere Male konnten wir mit ansehen, wie den Passagieren in letzter Instanz noch verbotene Güter einfach abgenommen wurden. Es hiess einfach stehen lassen oder das Auto umdrehen und wieder raus fahren und da bleiben. Hei, wurde da jeweils wild geflucht und getobt, doch es nützte nichts – das beanstandene Teil musste auf der Rampe zurückgelassen werden…..
Um 23h30 zogen wir uns in unsere Kabinen zurück und legten uns schlafen. Am Donnerstagmorgen werden wir in Genua eintreffen.