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- Geschrieben von: Otto Schneider
Reisebericht 9
Es ist der 25.05.2016 und das Wetter ist bewölkt, doch es regnete nicht. Wir bepackten wieder unsere Maschinen und machten uns bereit für die Weiterreise. Ein kleiner Junge, den wir zusammen mit seiner Familie beim Essen kennengelernt haben, winkte uns zusammen mit seiner Mama «Auf Wiedersehen» oder in seiner Sprache «Güle Güle». Wir mussten wieder zurück bis nach Bolu und dann auf einer einfachen Nebenstrasse in Richtung Mudumu fahren. Doch schon nach 10km Fahrt verdunkelte sich der Himmel und es fing an zu regnen. Zum Glück war da gerade eine grosse Tankstelle, wo wir unter dem schützenden Vordach das Regenzeug anziehen konnten. Bestens geschützt fuhren wir dann weiter.
Doch schon einige Kilometer später hörte der Regen auf und unsere Route führte immer dort durch, wo der Himmel blau und wolkenfrei war. In Göynük machen wir Rast bei einer kleinen Cay-Bude mitten in dem Städtchen. Sofort wurden uns kleine Hocker um ein Tischchen bereitgestellt. Unsere Maschinen erregten wieder viel Aufsehen bei den Passanten. Ein Busfahrer hielt kurz mit seinem Bus an, stieg aus und fragte für ein Foto vor der Kawasaki, dankte dann freundlich und fuhr freudstrahlend mit seinen Fahrgästen wieder weiter. Zusammen mit Christa pilgerte ich noch zur Moschee, denn nur dort gab es WC’s. Beim Rückweg schlenderten wir noch durch den Bazar im Dorfzentrum. Die Cay-Tees hat uns der freundliche Wirt geschenkt – Herzlichen Dank.
Weiter ging es nach Tarakli. Hinter dem Ort war plötzlich die Strasse gesperrt und eine Tafel zeigte in eine schmale, steile und ausgewaschene Baustellenstrasse. Wir zögerten kurz und fuhren dann in die Strasse rein. Die «Strasse» führte in eine riesige Baustelle, wo grosse Wohnsilos aufgestellt werden. Es ging rauf und runter und durch überflutete Schlammlöcher und plötzlich versperrte eine geschlossene Schranke unseren Weg. An der Schranke stand ein uniformierter Wachtmann. Wir schauten uns gegenseitig verständnislos an und konnten auch nicht sprechen zusammen. Ich versuchte ihm zu erklären wo wir hinwollen und er zuckte aber nur die Schultern. Bravo – das kann ja heiter werden! Da kam ein Auto von hinten und der freundliche Fahrer sagte uns, dass wir durch die Baustelle hinter ihm nachfahren sollen. Die Schranke öffnete sich und wir fuhren dem Auto nach. Bei einem halbfertiggestellten Wohnblock blieb er stehen, erklärte uns den Weiterweg zur nahen Hauptstrasse und wünschte uns eine gute Reise. Bald schon kamen wir wieder auf die normale Strasse und konnten weiterfahren bis Iznik. Wir sahen aber fürchterlich aus - und Maschinen auch. Bis zu den Knien vollgespritzt und schmutzig, denn wir mussten schon vor Göynük fast 10km auf einer Strasse ohne Asphalt fahren….
In Iznik übernachteten wir im Camlek Motel, das direkt am Meer steht. Gegen Abend gingen wir in die Stadt und schlenderten durch die vielen Gassen. Auch eine alte Moschee besuchten wir in der Stadt. Und dann war da noch der Wochenmarkt, was uns magisch anzog. Hei war da was los – besonders im Gemüse- und Früchtemarkt. Die Händler priesen ihre Ware lautstark an und jeder versuchte den anderen mit seiner Stimme zu übertönen. Wir waren wieder mal richtig fasziniert von dieser einzigartigen Atmosphäre.
Unser nächstes Tagesziel war Erdek, das auf einer schönen Halbinsel liegt und ein bekannter Erholungsort für die Leute aus Istanbul ist. Am Morgen regnete es, sodass wir noch etwas «trödelten» bis wir uns abfahrtbereit machten. Man weiss ja nie, vielleicht wird das Wetter noch besser. In der Hotel-Lobby spielte ich noch ein wenig auf dem Örgeli auch so geht die Zeit vorbei und gibt dem Wetter die nötige Zeit um sich zu bessern. Es regnete aber immer noch ganz leicht, so dass wir das Regenzeug anzogen. Wir verabschiedeten uns von allen und fuhren dann los.
Als wir dem See entlang in Richtung Gemlik fuhren, jörte der Regen auf. Wir behielten das Regenzeug aber n, demm schon gestern machten wir die Erfahrugg, dass wenn man die Regenkleider anbehält, das Wetter schön bleibt!!! Wir kamen gut voran, die Strassenwaren sehr gut und das Wetter blieb für uns ohne Regen – auch wenn es rundherum schwarze Wolken hatte. Kurz vor Busa kamen wir wieder mal in eine Polizeikontrolle, doch das kennen wir in der Zwischenzeit und bringt uns nicht mehr aus der Ruhe. Da mit unseren Papieren (Fahrausweis und Fahrzeugausweis) alles ok war, konnten wir auch schnell wieder weiterfahren.
In Karacabey fuhr ich von der Hauptstrasse weg und bog in die Stadt ab. Wir fuhren in Stadtzentrum und suchten eine Parkmöglichkeit für unsere Maschinen, was gar nicht so leicht war in diesem Strassenchaos. In einer engen Strasse, mit kleinen Geschäften links und rechts, fanden wir eine Lücke, wo wir die Töff’s reinquetschen konnten. Durch die Strasse zwängten sich aber auch Autos und Busse mit Gegenverkehr, auch wenn man fast nicht kreuzen konnte. Eine Cay-Bude sahen wir keine, aber dafür ein kleines Quartierlädeli und eine Bäckerei direkt neben der Motorradwerkstadt und dem Coiffeur etc. Wir kauften etwas zu trinken im Lädeli und dann in der Bäckerei noch Brötchen und Sesamringe. Wir durften uns auf die kleinen Hocker vor der Bäckerei setzen. Solche Hocker stehen vor jedem Geschäft auf dem Trottoir und dienen den Geschäftsleuten als Sitzgelegenheit, um gemütlich auf ihre Kunden zu warten. Es war auch für uns urgemütlich hier zu sitzen und zu essen. Die Leute freuten sich, dass wir bei ihnen Halt machten und unser Essen bei ihnen einkauften. Sie setzten sich zu uns und versuchten mit uns zu sprechen. Die Frau von der Bäckerei offerierte uns Cay-Tee, den ein Junge auf dem Tablet von irgendwo brachte. Es war so schön in dieser Gemeinsaft zu sein, dass ich spontan das Örgeli holte und bei den Leuten auf dem Trottoir ein bisschen spielte. Alle freuten sich riesig, die Geschäftsleute, die Kunden, die Passanten und auch die Nachbarn, die plötzlich alle aus den Fenstern schauten. Sogar die Autofahrer hupten und winkten uns freundlich zu. Und plötzlich war da, von einem anderen Geschäftsinhaber offeriert, eine neue Runde Cay da – einfach einmalig. Danke euch allen, das werden wir nie vergessen.
Die letzten 60km konnten wir auf sehr guten Strassen fahren und kamen so kurz nach 15h00 in Erdek an. Im Hotel Yagci, das direkt am Meer steht, fanden wir Zimmer für 2 Nächte. Bis ins Stadtzentrum sind es ca. 1km, doch man kann alles bequem dem Strand entlanglaufen. Also ideal, damit wir auch noch etwas Bewegung für unsere Beine erhalten.
Der nächste Tag war wieder ein Ruhetag. Leider war heute Morgen das Wetter aber regnerisch und nicht sehr hoffnungsvoll für einen gemütlichen Ruhetag. Wir haben uns aber auch nichts Spezielles vorgenommen, sondern wollten einfach nur relaxen. Nach dem Frühstück besserte sich das Wetter und der Himmel klarte auf. Christa machte noch etwas Handwäsche, auch für mich, die wir dann auf dem Balkon zum Trocknen aufhängten. Anschliessend machten wir uns auf den Weg in die Stadt – natürlich zu Fuss – denn auch am Ruhetag sollte man sich etwa bewegen – sagte Christa…. In der Stadt war es eher ruhig, denn es ist Freitag, wo viele Leute die Moschee für das Freitagsgebet besuchen.
Wir bummelten durch fast alle Gassen, fotografierten hier und dort etwas, Christa und Fredi essen eine Glace, ich gönnte mir einen Kebab und dann wurden wir von einem sehr heftigen Platzregen überrascht. Also suchten wir Schutz in einer Cay-Bude und später noch in einer, wie könnte es auch anders sein, in einer Patisserie!!! Nachher war das Wetter wieder gut und wir konnten trocken nach Hause flanieren. Das Nachtessen nahmen wir im Hotel-Restaurant im vierten Stock mit fantastischer Aussicht auf das Meer. Zur Feier des Tages, denn es ist unser zweitletzter Abend in der Türkei, offerierten wir uns eine Flasche Wein. Abgeschlossen haben wir das wunderbare Essen mit einem türkischen Kaffee. Und dann im Zimmer noch den medizinischen bedingten Whiskey…. - Ein richtig schöner Tag geht zu Ende.
Da am Wochenende das Hotel ausgebucht war, mussten wir am Samstagmorgen auschecken. Es kündigte sich heute in wunderschöner Tag an. Stahlblauer Himmel und Sonnenschein. Es war herrlich auf der Dachterrasse zu frühstücken. Nach dem Frühstück bepackten wir die Maschinen und machten uns bereit für die Weiterfahrt. Im Zickzack ging es durch die engen Gassen des Städtchens Erdek und dann auf einer schönen Strasse in Richtung Bandirma. Es bot sich uns eine wunderschöne Aussicht auf das Meer und auf die Küste. Auf der Strasse E90 fuhren wir bis Biga, wo wir links abbogen in Richtung Can. Die Strasse bis Biga führte uns durch riesige Korn- und Gemüsefelder, aber auch an vielen Reisplantagen entlang. Von Bigla bis Can verläuft der Weg immer schön durch ein reizvolles Tal.
In Can wollten wir Rast machen, doch die Strassen und Gassen waren dermassen von parkierten Autos verstopft und verstellt, dass wir unsere Maschinen nirgends abstellen konnten. Also fuhren wir weiter bis nach Canakkale und nahmen dort die bereitstehende Fähre. Diese führte uns wieder auf den europäischen Kontinent nach Kilithahir. Nach einem Kaffee in der Hafenkneipe und einer netten Bekanntschaft mit Fotosession für einen Töff-Fan fuhren wir nach Eceabat. Die Hotelsuche war schwierig (Samstag) – alle Hotels waren besetzt und ausgebucht. Wir trafen einen jungen Mann mit einem Roller, der uns Zimmer in einer Pensiyon besorgte. Mit uns war auch noch ein kanadisches Ehepaar, das seit 3 Jahren mit ihrer BMW1200 unterwegs durch Europa ist. Wir hatten einen gemütlichen Abend zusammen und wir konnten ihnen Adressen und Empfehlungen für ihre bevorstehende Türkei-Reise mitgeben. Wir wünschen Euch weiterhin gute Reise.