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- Geschrieben von: Otto Schneider
Tag 06 - 06.06.2011 – Keswick - Prestwick
Am Abend sind auch noch fünf schottische Motorradfahrer in “unserem“ B&B abgestiegen, die zusammen eine “Männer-Tour“ durch den Lake District machten. So standen dann total sieben grosse Maschinen im kleinen Hinterhof und auf dem Plattenweg des Gartens….
Den Tag starteten wir mit einem reichhaltigen und echten englischen Frühstück, mit allem Drum und Dran. Zuerst ein Müesli oder ganz einfach Cornflackes mit Milch oder Jogurt und dann einen grosszügig garnierten Teller mit Spiegeleier, Speck, Wurst, Tomaten, Bratkartoffeln, weisse Böhnchen etc…. und dazu Toast mit Butter und Marmelade oder Jam.
Hee, einfach Super!! So müssen wir uns nicht hungrig auf die Bike’s schwingen…..
Von Keswick fuhren wir zuerst auf einer kleinen, aber kurvigen Strasse bis nach Bothle. Von dort drehten wir nach rechts in Richtung Carlisle. Leider ist die Umfahrungsstrasse noch nicht fertig. Dadurch mussten wir halt Wohl oder Übel durch die Stadt hindurch fahren. Aber als Fahrtraining im Linksverkehr konnten wir davon nur profitieren….. Ausgangs Carlisle benutzten wir ein kurzes Stück die Autobahn, um dann auf die E18 in Richtung Dumfries abzubiegen. Hier änderten wir unsere geplante Route und wählten eine kleine, auf der Karte gelbgrün markierte, Nebenstrasse. Aus Erfahrung wissen wir, dass auf diesen Strassen der Fahrspass des Motorradfahrers immer garantiert ist. Und so war es dann auch. Unzählige Kurven zogen sich harmonisch durch eine recht hügelige und zum Teil bewaldete Landschaft. Ein echtes Vergnügen…..
Eine kurze Rast legten wir im stilvollen Pub von St.John’s Town of Dairy ein. Gemütlich in der Sonne sitzend erfreuten wir uns einer kühlen Cola (nicht Bier oder Whisky). Auf der direkten Strasse fuhren wir dann weiter bis nach Prestwick, wo wir in der Nähe des Strandes das Guest House North Beach fanden….Doch das kam so. Eigentlich suchten wir eine Unterkunft im Center, doch als wir vor einem geschlossenen B&B standen kam ein älterer Mann an uns vorbei, und steckte uns eine Visitenkarte zu mit den Worten: “Geht hier mal vorbei, es hat Platz und die Leute sind freundlich!..“ Ohne sich weiter um uns zu kümmern ging er weiter… Wir schauten uns erstaunt an…- nahmen seinen Rat an… - und haben es nicht bereut.
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- Geschrieben von: Otto Schneider
Tag 07 - 07.06.2011 – Prestwick - Oban
Auch hier in Prestwick startete unser Tag mit einem deftigen English Breakfast und dazu einen feinen Tee. Wir haben uns schon an diese Essensgewohnheit gewöhnt, so dass uns dieses Frühstück richtig lieb geworden ist. Wir geniessen es auch jedes Mal und brauchen darum immer mehr Zeit als wir vorgesehen hatten. Aber was soll’s, wir sind ja in den Ferien…..
Die Maschinen waren schnell gepackt und wir konnten bei der Tankstelle noch Benzin nachfüllen. So, jetzt sind wir wieder bereit für den ganzen Tag.
Bei der Tankstelle entschieden wir uns, vorsorglich das Regenzeug anzuziehen. Am Himmel waren bis an den Horizont wilde Wolkentürme, wie wir sie bei uns eigentlich nicht kennen. Bedrohlich schwarz sah es aus, doch es gab den ganzen Tag nur ganz selten mal ein bisschen Nieselregen. Von Prestwick fuhren wir auf Nebenstrassen in Richtung Glasgow. Vor Glasgow wechselten wir auf die Autobahn, denn so konnten wir die Stadt am einfachsten umfahren. Weiter ging es an Alexandria vorbei auf einer schönen Strasse mit wenig Verkehr bis nach Talbert.
In Talbert verliessen wir die Hauptroute und wechselten auf die Strasse nach Inveraray, einem Städtchen mit einer merkwürdigen Geschichte. Das Städtchen am Loch Fyne ist der Sitz der Herzöge von Argyll. Im 18. Jh liess Archibald, der dritte Herzog of Argyll, seine mittelalterliche Burg abreissen, weil sie seinen ästhetischen Massstäben widersprach. Das Fischerdorf Inveraray störte seinen Sinn für Kunst ebenfalls, und daher wurde zusammen mit der alten Burg auch gleich das gesamte Fischerdorf abgerissen.
Der Reichtum Archibalds sorgte dafür, dass ein neues prunkvolles Schloss an der Stelle der alten Fischersiedlung entstand. Das neue Inveraray verlegte er einen Kilometer weiter südwärts auf eine Landzunge. Mit verschiedenen berühmten Architekten wurde das Rathaus, das Hotel, die Kirche und das ganze Städtchen auf dem Reissbrett geplant und neu aufgebaut…..
Auch wir machten in Inveraray eine Rast und liessen uns im Restaurant Ban-Diuc mit einem feinen indischen Lunch verwöhnen. Ab Inveraray fuhren wir auf einer kurvigen Bergstrass nach Dallmaly und dann über den Pass of Brander bis nach Oban.
Oban ist ein mittelgrosses Städtchen, das an einer geschützten Bucht direkt am Meer liegt. Im Hafen ist immer viel Betrieb, fahren doch von hier aus Fähren auf die verschiedenen Inseln.
Eine besondere Kuriosität in Oban ist der McCaig’s Tower. Entworfen nach dem Vorbild eines Kolosseums, thront das eigenartige Bauwerk des Bankiers McCaig über der Stadt. Zwei Ziele verfolgte McCaig mit dem Bau, erstens sich und seiner Familie ein aussergewöhnliches Denkmal zu schaffen, was ihm ohne Zweifel gelungen ist, und zweitens den vielen arbeitslosen Zeitgenossen eine Beschäftigung zu geben. Leider wurde das Bauwerk nicht vollendet, denn McCaig starb vorher und seine Erben verfolgten andere Ziele, als McCaig’s Sozial-Turm zu vollenden. Über viele Treppenstufen stiegen auch wir hinauf zum Turm, um die grandiose Aussicht auf die Stadt, den Hafen und das Meer zu geniessen.
Wir fanden eine Unterkunft im einem schönen Hotel direkt am Hafen. Im dritten Stock durften wir eine grosszügige Familiensuite beziehen. Für das Nachtessen setzten wir uns in eines der zahlreichen Sea-Food Restaurant und testeten die grosse Auswahl an Fischgerichten….. Es schmeckte wunderbar……
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- Geschrieben von: Otto Schneider
Tag 08 - 08.06.2011 – Oban - Inverness
Um 09h30 waren wir heute für die Weiterfahrt bereit. Langsam fuhren wir aus der Stadt um bei der nächsten Tankstelle auch die Motorräder reisefertig zu machen. Die Maschinen voll getankt und bei bestem Wetter fuhren wir nun in Richtung Conell, wo wir das Loch Etiye über eine imposante Stahlbaubrücke überquerten. Weiter ging es auf einer schönen Strasse dem Loch Firth of Lorn und dem Loch Linnhe entlang in Richtung Fort William. Am Himmel zogen wieder grosse Wolken vorbei und wir waren uns sicher, dass wir heute auch das Regenzeug noch benötigen werden. Doch im Moment war es immer noch trocken. Das Licht der Sonne schien immer wieder durch die Wolkentürme und verwandelte die Landschaft in eine gespenstische Kulisse. Durch den Wind veränderten sich die Wolkenbilder stetig, so dass auch das Licht und die Landschaftsstimmungen stetig änderten. Es ist einfach faszinierend…..
Kurz vor Fort William zogen wir dann die Regenkleider doch noch an. Hier prallen die Wolken direkt an den Berg Ben Nemis, mit 1344 müM der höchste Berg von Grossbritannien, was zu heftigen Regenschauer führte. Übrigens auf der Spitze des Ben Navis liegt immer noch etwas Schnee… Doch schon 5 km (oder waren es vielleicht Meilen?) hinter Fort William liess der Regen nach und hörte dann ganz auf.
In Fort Augustus machten wir beim Caledonian Canal eine Pause. Das Städtchen hat ca. 510 Einwohner und liegt direkt am Südende des Loch Ness. Den tiefen Einschnitt, der die Highlands wie am Lineal vom Nordosten nach Südwesten zerteilt, machte sich ein Ingenieur nutzbar, als er 1803 mit dem Bau des Caledonian Canal begann. Mit Hilfe von 29 Schleusen sollte dieser Kanal den Atlantik, der in Fort William ans Ufer spült, mit der Nordsee bei Inverness verbinden. Nach seiner Eröffnung im Jahre 1822 sollte der Wasserweg, ein bestauntes technisches Wunderwerk in der damaligen Zeit, Heringsfischern und Frachtschiffen die stürmische Nordumrundung Schottlands ersparen und dadurch auch die Wirtschaft des rückständischen Hochlandes fördern. Wirtschaftlich erfüllte der Kanal die in ihn gesetzten Erwartungen jedoch nicht. Heute wird er nur noch von Sportbooten und wenigen Fischkuttern genutzt. Während der Bauzeit garantierte er aber 3000 Hochländern über 20 Jahre lang Arbeit…. Die Schleusen bei Fort Augustus sind auch heute noch eine Attraktion, wenn die Touristenschiffe über die Staustufen gebracht werden. Dazu gehört auch das Öffnen und Schliessen der Drehbrücke, wodurch der ganze Durchgangsverkehr auf der Strasse gestoppt werden muss. Ein Bild wie aus einer anderen Zeit…..
Ab Fort Augustus führte die Strasse nun am berühmten Loch Ness entlang. Die Route ist harmonisch angelegt, so dass man immer wieder einen wunderbaren Ausblick auf den See hat. Natürlich waren wir gespannt, ob wir das mysteriöse Nessie sehen würden. Wir wussten, dass es sich nur ganz selten zeigte und noch ganz seltener jemand das Fabelwesen gesehen hat. Das heisst, man muss es überlisten… Also schauten wir bei der Fahrt immer ganz stur nach vorne gerade aus, immer so tuend, als ob uns Nessie nicht interessieren würde…. Doch dann, ganz plötzlich und unerwartet, drehten wir den Kopf nach rechts und suchten mit den Augen blitzschnell die Seeoberfläche nach Nessie ab, doch auch so war es für uns nicht zu sehen…. Schade, aber das “Viech“ ist einfach zu schlau…..
In Inverness bezogen wir Unterkunft im Whinpark Guest House, ganz in der Nähe des Flusses Ness und bei der Altstadt.
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- Geschrieben von: Otto Schneider
Tag 09 - 09.06.2011 – Inverness - Portree
Unser erster Blick aus dem Fenster liess unsere Herzn höher schlagen, denn der blaue Himmel mit Sonnenschein kündigte einen wunderschönen Tag an. Also packten wir alles zusammen und verstauten auch die Regenkleider im Tankrucksack. Im Moment werden wir sie wohl nicht brauchen…..
Das Frühstück war natürlich wieder englisch, oder genauer gesagt schottisch. Jetzt gehören auch deftige Würste dazu und eine grosse Scheibe “Black Pudding“…. Dieser Black Pudding ist jedoch nicht jedermanns Sache. Zwar sehr würzig und mit Zwiebeln durchsetzt schmeckt er ganz gut, doch Blutwurst zum Frühstück ist für uns sehr ungewöhnlich…. und doch haben wir es gegessen…..
Nach dem Essen machten wir uns bereit, um die Maschinen im Hinterhof zu holen. Doch was für eine Überraschung als wir vor das Haus traten…. es regnete!! Nein, das kann doch nicht sein! Noch vor einer Stunde war blauer Himmel mit Sonnenschein….. und jetzt Regen…. Wo kommt den der her, fragten wir den Hausherrn? Der sagte nur: “We are here in Scotland, and this is Scottish Weather!”.... Da wussten wir, jetzt sind wir angekommen....
Also die Regenkleider wieder auspacken und anziehen und die Maschinen bereit machen. In der Zwischenzeit hat der Regen wieder nachgelassen und es nieselte nur noch leicht. Mit einem herzlichen “Bye, have a nice day!“ vom Hausherrn verabschiedeten wir uns und wir fuhren durch die Stadt in Richtung Beauly und dann nach Marybourgh. Die Route führte am Beauly Firth entlang und schon nach drei Meilen hinter Inverness rissen die Wolken auf und es zeigte sich blauer Himmel. Die Strasse war schnell wieder trocken, und wir kamen in zügigem Tempo voran. In Garstan bogen wir dann auf die A832, die wir bis nach Achnasheen benutzten. Das Wetter war bis jetzt ideal zum Motorradfahren. Blauer Himmel mit riesigen Wolkenfeldern, die sich immer wieder verschieben….
Nach Achnasheen änderte sich auch die Landschaft. Jetzt fuhren wir ins echte schottische Highland. Es sind wunderschöne Hochebenen in denen immer wieder blaue Seen eingebettet sind, an denen wir entlang fuhren. Und überall weiden Schafe und Kühe, die freilaufend auf diesen Moorweiden nach Nahrung suchen. Oft suchen sie aber die feinsten Kräuter direkt am Strassenrand und stehen dann ganz selbstverständlich auch auf der Strasse umher… vorsichtig fahren ist hier angesagt.
Die Wolken haben sich an unserem Horizont nun wieder stark verändert und es bauten sich bedrohlich schwarze Wolkentürme auf. Da vorne wartet etwas auf uns! Und der Strassenverlauf führte direkt darauf zu. Links und rechts von uns war der Himmel noch immer blau, doch nein, unsere Route führte direkt in die Regenwand…. Zum Glück hatten wir das Regenzeug vom Morgen anbehalten und so konnten wir einfach darauf zufahren…. Zuerst regnete es ganz leicht und dann immer stärker. Mit einem Knopfdruck kann ich in solchen Fällen meine Windschutzscheibe an der FJR nach oben fahren, was dem Fahrer (und Sozius) einen recht guten Schutz bietet. Doch Raphaël ist mit seiner Maschine dem Regen komplett ausgesetzt…. Es regnete jetzt zum Teil wie aus Kübeln und um uns herum war alles grau und total mit Nebel verhangen. Doch nach ca. fünf Meilen öffnete sich am Horizont wieder ein Wolkenfenster, der Regen liess nach und wir fuhren wieder der Sonne entgegen…. Faszinierend diese Wetterkapriolen…. Oder anders gesagt: “Typisch schottisch…“
Wir fuhren durch den Glenn Carron und dann dem Loch Doughaill entlang. Hier verwandelte sich die Strasse auch immer wieder in eine Single-Track-Road, die so schmal sind dass zwei Fahrzeuge nicht kreuzen können. Alle paar hundert Meter gibt es zum Kreuzen links oder rechts Ausfahrstellen. Wenn man etwas vorausschauend fährt, kommt man da problemlos am Gegenverkehr vorbei. Unsere Route führte uns nun weiter dem Loch Carron entlang und dann über einen kleinen Pass an das Loch Alsh, an dem wir bis nach Kyle of Lochalsh entlang fuhren. Hier machten wir eine längere Rast und verpflegten uns in der Hafenkneipe “Hector’s Place“ mit einer feinen “Soup of the Day“. Hier entschieden wir uns den Routenplan zu ändern, und heute noch bis nach Portree auf der Isle of Skye zu fahren. Das Wetter war nun traumhaft schön und man konnte sich kaum satt sehen an der im Sonnenlicht erhellten Landschaft.
Die Isle of Skye erreicht man heute problemlos über die imposante “Skye Bridge“. Die Strasse führte in vielen Kurven, und die Meeresbuchten immer ausfahrend, in 60 Kilometern bis in das malerische Städtchen Portree. Portree ist auch bekannt durch die Highland Games, die immer anfangs August stattfinden. Eine Unterkunft fanden wir im Guest House Bayview, von wo aus wir einen wunderbaren Blick auf die Meeresbucht hatten. Hier bleiben wir zwei Nächte.
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- Geschrieben von: Otto Schneider
Tag 10 - 10.06.2011 – Isle of Skye
Heute ist ein ganz besonderer Tag für uns. Schon in der ganzen Planungsphase freuten wir uns auf die Rundfahrt auf der Isle of Skye und heute können wir das bei bestem Wetter realisieren, und dies erst noch an unserem 33 Hochzeitstag…..
Der Hausherr von “unserem“ Guest House zeichnete uns die beste Route einer interessanten Inselrundtour genau auf. Zuerst die Nordschlaufe und dann die Südschlaufe. Zusätzlich alle Abzweigungen zu den besten Aussichtspunkten und zu den Sehenswürdigkeiten auf der Insel. In der Nordschlaufe führt die Route immer nahe der Küste entlang. Immer wieder öffnete sich eine fantastische Sicht auf die Buchten, wilden Küstenfelsen und auf das Meer. Da wir heute ohne Gepäck unterwegs waren, gestaltete sich auch das fotografieren etwas leichter. Auch hier führte die Route über grosse Strecken auf Single-Track-Roads.
Die Abzweigung auf den empfohlenen Aussichtspunkt fanden wir auf Anhieb. Die Strasse war extrem schmal und zum Teil sehr steil. Im oberen Teil erwarteten uns auch drei “giftige“ Harnadelkurven, die wir aber bravourös meisterten (es geht halt schon einfacher ohne Gepäck….). Von hier oben hatte man eine grandiose Sicht und der Abstecher hat sich allemal gelohnt.
Auf der Südschlaufe ist die Strasse breiter als im Norden. Die Route führt auch nicht mehr immer Nahe der Küste entlang. Landschaftlich hat uns die Nordroute besser gefallen. In Bracadale bogen wir in die kleine Bergstrasse B885, die uns über das Hochland direkt nach Portree zurück brachte.
Den Abend verbrachten wir bei einem gemütlichen Nachtessen in einem kleinen Spezialitäten Restaurant für Seafood direkt am Hafen, wo wir uns mit Muscheln und Fisch, sowie einer feinen Flasche Wein, verwöhnen liessen…..