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- Geschrieben von: Otto Schneider
Mhamid, 06.05.09
Das Thermometer zeigte am Morgen schon 26°C und die Sonne strahlte vom blauen Himmel. Das Frühstück wurde uns wieder am kleinen marokkanischen Tischchen mit den Sitzkissen serviert. Das frische Gebäck, bestehend aus verschiedenen Fladenbroten und Pfannkuchen, wurde in der Hotelküche hergestellt. Es duftete herrlich durch das ganze Haus. Wir nahmen uns reichlich Zeit um dieses Frühstück so richtig zu geniessen. Wir haben uns heute Morgen kurz besprochen und entschieden, dass wir noch eine weitere Nacht in diesem Hotel bleiben werden. So konnten wir einen Ausflug ohne Gepäck nach Mhamid unternehmen.
Eine gute Strasse führte uns zuerst durch die Stadt Zagore, mit vielen Verkaufsständen entlang der Strasse. Auch grosse, kasernenartige Gebäudekomplexe der Armee stehen in Zagora. Durch die Nähe zur Algerischen Grenze, wurde dieser Ort ein wichtiger Stützpunkt der marokkanischen Armee.
Hinter Zagora führte die Strasse wieder direkt in die Wüste. Unendliche Weiten taten sich vor uns auf, die immer wieder von langen Gebirgsformationen abgegrenzt wurden. Mit Passübergängen wurden zwei steinige Bergketten überwunden. Die Strasse wurde nun immer enger, d.h. die Strasse blieb breit, doch der Teerstreifen wurde immer schmaler. Zum Teil so schmal, dass für uns das Kreuzen mit einem anderen Fahrzeug sehr schwierig wurde. Es ging aber problemlos, wenn das entgegenkommende Fahrzeug ein wenig vom Teerstreifen frei gab und auf seiner rechten Seite auf den unbefestigten Strassenteil auswich. Es kam uns vor, als ob man jedesmal seinen Teerstreifen mit seiner Position, oder Geschwindigkeit, oder Grösse, “verhandelte“, um dann dem Anderen ein bisschen von seinem Teerstreifen abzugeben. Vereinzelte Lastwagenfahrer liessen sich aber überhaupt nicht in “Verhandlungen“ ein, sondern brausten mit ihrem Gewicht und Grösse in halsbrecherischem Tempo auf uns zu, und beharrten eigentlich immer auf dem ganzen Teerstreifen. Hier war es gesünder nachzugeben und mit den Motorrädern auf den unbefestigten Streifen zu fahren…..
In Mhamid ist die Teerstrasse dann abrupt zu Ende. Ab hier gibt es nur noch Sandpisten für 4x4 Fahrzeuge, oder Kamele. Mhamid und Zagora waren früher wichtige Handelsplätze der Karawanen, die aus fernen Ländern die Ware durch die Sahara hierher brachten. Heute ist Mhamid bekannt als Startort für verschiedene Wüstentouren, sei dies mit Kamelen und zu Fuss oder auf die bequemere Art mit den 4x4 Fahrzeugen. Überall standen so selbsternannte Guides, die versuchten den ankommenden Touristen verschiedene Saharatouren oder Übernachtungen im Berberzelt anzubieten oder aufzuschwatzen. Im Internet Club hatte ich Gelegenheit, meine Berichte wieder mal auf die Homepage zu laden. In einem kleinen Raum waren 16 Arbeitsstationen auf kleinen PC-Tischchen ganz eng aufgereiht. Alles funktionierte einwandfrei. Auch Informatikkurse wurden angeboten, und das hier fast mitten in der Wüste…..
In einem kleinen Laden erstanden wir uns ein typisches Touareg-Kopftuch. Bei einem Tee zeigte uns der freundliche Händler, wie ein solches Tuch korrekt gewickelt und getragen wird. Wie echte Wüstensöhne Allahs sahen wir nun aus und flanierten durch die Strassen…
Das Thermometer kletterte nun auf beachtliche 34° C. Auf der Rückfahrt machten wir noch einen Halt in Tamegroute, einem gut erhaltenen, befestigten Kasbha Städchen. Ein junger Guide führte uns durch die berühmte Koranbibliothek. Über 4000 wertvolle Bücher, die ältesten aus dem 11. Jahrhundert, stehen hier in ganz einfachen Glasvitrinen ausgestellt. Wunderschöne alte Schriften in arabischer, türkischer, ottomanischer oder andalusisch marokkanischer Sprache, mit zum Teil prunkvollen Goldverzierungen. Es gab Übersetzungen und Auslegungen des Korans, Bücher über Astronomie und Astrologie, Mathematik oder auch Pflanzenheilkunde und Poesie. Durch das trockene Klima musste der Raum auch nicht klimatisiert werden, und die Bücher bleiben trotzdem gut erhalten. Nach einem Rundgang durch die engen und zum Teil unterirdischen Gassen der Kasbha besuchten wir noch eine Töpferei. Mal sehen ob wir die beiden kleinen Schalen ohne Bruch nach Hause bringen werden.
Für das marokkanische Nachtessen hatten wir nun auch die richtige Kopfbedeckung. Wie Touaregs sassen wir auf den Sitzkissen und liessen uns mit einem excelenten Couscous mit Gemüse und Pouletfleisch verwöhnen. Auch der Hotelchef setzte sich anschliessend noch zum Tee zu uns, und wir hatten ein angeregtes Gespräch mit ihm über den Fortschritt durch den Staudamm, aber auch die Nachteile, dass die Flüsse unterhalb des Staudammes nun trocken sind. Die Palmen, die zum Teil von einer schlimmen Krankheit befallen sind und verdörren, oder über die Unterschiede der Politik von Marokko und der Schweiz……
Wieder ging ein sehr schöner und unvergesslicher Tag zu Ende.
Die Reise geht nun weiter durch das Draa Tal und über den Pass Tizi-n-Tinififit nach Ouarzazate. In der Nähe von Agdz hoffen wir auf Sabine De M. zu treffen, die ebenfalls in Cernier wohnt und uns in den Reisevorbereitungen behilflich war und uns mit wertvollen Ratschlägen und Typs versorgte.
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- Geschrieben von: Otto Schneider
Ouarzazate, 07.05.09
Heute liessen wir uns etwas früher wecken, denn wir wollten noch vor dem Frühstück um 08h00 die Maschinen beladen. Der Tag versprach wieder sehr heiss zu werden.
Und erstens kommt es anders und zweitens als man denkt! Wir liessen uns vom feinen Essen so stark ablenken, dass wir gar nicht merkten wie die Zeit verrinnt. Auch die sympathische Abschiedszeremonie mit einem letzten Tee bei der Tür und dann noch den Eintrag ins Gästebuch nicht vergessen, und schon war es wieder 09h30 bis wir abfahren konnte. Es ist einfach faszinierend, diese herzliche Gastfreundschaft erleben zu dürfen. In sha’allâh!!
Unsere Fahrt führte uns durch das fruchtbare Draa-Tal. Wie ein grüner Gürtel zieht sich der Palmenwald durch das Tal. An der Strasse versuchten überall die Händler frische Datteln zu verkaufen. Bei jedem Fotohalt den wir einschalteten, waren wir sofort von Kindern oder Jugendlichen umringt. Die Kinder versuchten immer von uns mit bittenden Blicken einen Dirahm zu erbetteln. Die Jugendlichen wollten uns überall die Kasbhas, das Dorf, den Teppichladen oder die Bazarläden zu zeigen. Doch wir hatten andere Pläne für diesen Tag und liessen uns nicht erweichen.
Sechs Kilometer vor Agdz fanden wir die Abzweigung, die zur Pension Jardin de Tamnougalt führt. Hier erwarteten uns Sabine De M. aus Cernier mit ihrer Schwester und der Nichte, die mit einem Marokkaner verheiratet ist und auch hier lebt. Unter einer schattigen Palme und einem blühenden Granatapfelbaum wurden wir zum traditionellen Tee eingeladen. Als Überraschung offerierte uns Sabine jedem ein feines Gazellenhörnchen. Das ist ein typisch marokkanisches Gebäck aus Mandeln, Orangenblüten, Rosenwasser und Zucker, das herrlich schmeckt. Wir erzählten uns gegenseitig die weiteren Reisepläne und erhielten auch noch viele Typs für Sehenswürdigkeiten auf unserem weiteren Weg. Bei unserer Abfahrten winkten neben unseren Bekannten auch das ganze Pensionspersonal hinter uns her….
Ab jetzt wurde die Landschaft wider sehr karg und steinig. Die Strasse schlängelt sich in vielen Kurven auf den Pass Tizi-n-Tinififit (1800müM). Es hatte praktisch kein Verkehr, so dass wir auch ein bisschen am Gas drehen konnten um in zügigem Tempo die schönen Kurven zu geniessen. Wir mussten aber wegen der fantastischen Aussicht die Fahrt immer wieder unterbrechen zum fotografieren. Aber auch zum Wasser trinken, denn das Wetter war wieder sehr heiss und das Thermometer zeigte 32° C. Die Motorradkleider geben nie wärmer als jetzt…..
Um 15h30 trafen wir in Ouarzazate ein und machten erst mal einen Halt in einem Restaurant mit Terrasse, um den Flüssigkeitsmangel mit Coca Cola und Fanta wieder zu kompensieren. Anschliessend machten wir uns auf die Hotelsuche. Wir fanden ein einfaches Nachtlager in einem schon etwas älteren Haus. Die Zimmer waren aber sauber und die Doppelzimmer hatte WC und Dusche im Zimmer.
Nach einer erfrischenden Dusche und einer kleinen Handwäsche im Lavabo unternahmen wir einen Spaziergang durch die sehr belebte Fussgängerzone der Stadt und besuchten auch den Bazar im Souk. Das Essen in einem Restaurant mit Terrasse Nahe am Souk war nicht besonders. Nach einem Kaffee auf dn grossen Platz gingen wir zurück zum Hotel.
Morgen geft die Reise weiter zu den Schluchten Dades und Toddra.
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- Geschrieben von: Otto Schneider
Boumalne-de-Dadès, 08.05.09
Der heutige Tag stand nicht unter einem sehr günstigen Stern für uns. Aber das hatte zum Teil seinen Ursprung schon am Vorabend beim Nachtessen auf der Terrasse im Souk-Quartier. Doch alles der Reihe nach.
Wie ich schon erwähnte, war es ein sehr einfaches Hotel. Ein Frühstück war nicht erhältlich, der Hotelangestellte empfahl uns aber die Restaurants in der Fussgängerzone. Nur um 08h00 waren diese noch nicht geöffnet, doch vor dem Hotel Bab Sahara, auf der Terrasse, waren verschiedene Leute beim Frühstück. Also nichts wie rein. Wir bestellten vier Frühstück, und weil mir von gestern Abend her ein bisschen komisch im Magen war, bestellte ich einen Tee. Dieser ungezuckerte marokkanische Minzetee, mit zusätzlich einem Minzezweig im Glas, war so stark, dass er meinen Magen nicht beruhigte, sondern mich den ganzen weiteren Weg begleitete…..
Vor dem Hotel auf dem Trottoire, umringt von einer grösseren Menschenmenge, bepackten wir unsere Motorräder. Besonders Christa mit ihrer Honda Shadow ist regelmässig die Attraktion der Leute, von den Männern wird sie ganz ehrfürchtig schon fast verehrt und von den Frauen stolz bewundert. Es kommt vor, dass sich auch verschleierte Frauen neben Christa und die Maschine stellen und dann ganz triumphierend zu den Männern schauen.
Bevor wir aus der Stadt fuhren, mussten wir noch auftanken, zur Apotheke und bei einer Bank etwas Geld abheben. Die Bank befand sich direkt vis-à-vis der Tankstelle und die Apotheke nebenan. Wir Männer hüteten die Motorräder und die Frauen erledigten den Einkauf. Doch plötzlich sahen wir über die Strasse, dass Christa ein Problem am Bancomaten hatte. Sie gestikulierte wie wild mit den Händen als ich zu ihr kam. Was war passiert? Sie wollte Geld abheben und die Transaktion ging gut bis zum Moment wo der Automat das Geld hätte ausspucken sollen. Genau in diesem Moment blockierte er. Der Bildschirm zeigte immer andere Bilder und meldete zwischendurch: „Bitte warten!". Doch alles warten nützte nichts - das Geld kam nicht raus. Der Bildschirm machte immer mehr Kapriolen. Jetzt zeigte er auch noch verschiedene Windows-Fenster an und sprang dann plötzlich in das Programm Word – aber Geld kam keines raus. Also ging ich in die Bank und stellte mich beim Schalter an. Als ich endlich an der Reihe war und unser Problem erklärte, schaute er mich ganz fragend an und erwiderte: „Monsieur, da kann ich nichts machen. Sie müssen dort anstehen und sich beim Chef-Guichet melden." Also stellte ich mich beim Chef am Pult in der Ecke an. Natürlich liess er mich erst mal warten. Als er mir dann zwischen zwei Kunden eine kurze Audienz gewährte erklärte ich ihm unser Problem mit dem Geldautomaten. Er erklärte aber sofort: "Monsieur, das ist kein Problem. Das kommt mit dem Automaten oft vor. Sie müssen keine Angst haben, das Geld ist auf eurem Konto nicht abgebucht worden!" Auf meine Einwände wiederholte er forsch freundlich: „Sie können hundertprozentig sicher sein, das Geld ist nicht abgebucht worden. Und ich kann jetzt auch nichts machen". Er liess mich stehen und bediente den nächsten Kunden…
Da wir aber seinen Beteuerungen nicht glaubten, machte Christa einen Anruf auf die Helpline der Bankkarte in die Schweiz. So konnte sie den Vorfall melden und registrieren lassen, denn wie es aussah wurde der Betrag abgebucht. Die Bank wird sich dann aber darum kümmern.
Nun konnten wir uns dann endlich auf die Weiterreise machen. Die Landschaft ist hier sehr karg. Zum teil glaubte man sich in Arizona, ähnlich die Farben der Felsen und der Bergstrukturen. Der grosse Stausee leuchte tief blau und hatte einen sehr starken Kontrast zu den rötlichen Ufern. Grosse Villen wurden dem See entlang gebaut, wie man uns sagte, von reichen Leuten aus Marakhesch. Auch ein grosser, sattgrüner Golfplatz wurde für diese Leute in diese Wüstenlandschaft gebaut. Wie sinnvoll eine solche Anlage in dieser Umgebung ist, lassen wir mal dahingestellt….
Unsere Fahrt führte uns auch durch das schöne Rosental. Die Rosenfelder leuchteten vor allem in einem schönen rot und ihr zarter Duft war auch auf der Strasse bei der Durchfahrt zu riechen. Himmlischer Rosenduft lag hier wie eine Dunstwolke durch das ganze Tal in der Luft. In El-Kelaa-el-M’Gouna, Hauptort im Rosental, war die Hauptsrasse gesperrt, denn in der Hauptstrasse war alles vorbereitet für das grosse dreitägige Rosenfest. Ein Polizist leitete den ganzen Verkehr über eine staubige und sandige Pistenstrasse in eine Umleitung. Ich verhandelte kurz mit dem Polizisten wegen der Staubstrasse und unserer Strassemaschinen. Er war sehr verständnisvoll, lachte freundlich und zustimmend, öffnete die Abschrankung, salutierte stramm und liess uns durchfahren. Danke vielmal. Wie Könige fuhren wir auf der beflaggten und mit Tribünen und Marktbuden gesäumten Feststrasse. Dahinter waren grosse Bazare und Souks aufgebaut. Die vielen Leute schauten uns staunend nach und winkten uns fröhlich zu. Ja, da waren wir für einen Augenblick die Attraktion.
Unser Etappenziel Boumalne-de-Dadès ist eine typisch marokkanische Stadt, gebaut mit den traditionellen Lehmhäusern und Kasbhas. Durch den Ort fliesst der Fluss Dades und links und rechts seiner Ufer zieht sich ein grüner Baumgürtel wie ein riesiger Park. Der Ort hat etwa 13000 Einwohner. Im ersten Hotel das wir anfuhren hatte es leider keinen Platz mehr, alle Zimmer waren ausgebucht. Der freundlich Herr an der Rezeption empfahl uns als Alternative das Hotel Le Soleil Bleu. Mit einem Anruf vergewisserte er sich, dass dort noch Platz und reservierte für uns zwei Zimmer. Die Hotelzufahrt führte am Schluss über eine 400 m lange Pistenstrasse, was aber problemlos zu bewältigen war.Das Hotel ist sehr schön gelegen mit einer fantastischen Aussicht über die ganze Stadt. Der Hotelchef hat schon auf uns gewartet und gab uns seine beiden schönsten Zimmer. Mit dem Preis wurden wir schnell einig. Es war wiederum sehr heiss (34°C). Als wir das Gepäck abluden, stellte Fredi plötzlich fest, dass er sein Kontrollschild am Motorrad verloren hatte. Der Hotelchef war uns sofort behilflich und meldete den Vorfall der Polizei. Die Polizei sagte aber, dass für sie dieser Verlust kein Problem sei. Die Papiere und die Nummer im Pass und dem Fahrzeugausweis sind korrekt, und nur das sei wichtig. Er riet uns sogar die Nummer mit Farbe hinten aufzupinseln….
Mein Magen machte mir schon den ganzen Tag zu schaffen. Das Essen von gestern Abend und der Tee beim Frühstück plagten mich immer mehr. Ich hatte starke Magenkrämpfe und später einen zünftigen Durchfall, so dass ich den ganzen Nachmittag und Abend im Zimmer blieb und das Nachtessen ausliess. Bis am Morgen wird es dann wieder gut sein - in sha’allâh!!
Ja, an diesem Tag passierte so einiges. Hoffen wir, dass es morgen wieder etwas ruhiger zu und her geht. Wir haben das Hotel für zwei Nächte gebucht, und werden morgen ohne Gepäck mit den Motorrädern einen Ausflug in die Dades-Schlucht machen
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- Geschrieben von: Otto Schneider
Gorges du Dades, 09.05.09
Am Morgen ging es mir und meinem Magen wieder besser. Ich traute mir sogar zu, ohne Angst, dass die “schnelle Kathrin“ wieder zuschlagen könnte, ein leichtes Frühstück zu essen. Und es hat nicht geschadet, im Gegenteil, ich blühte wieder auf….
Um 11h00 verliessen wir unsere Pension mit leichtem Gepäck in Richtung Gorges du Dades. Als erstes mussten wir wieder durch das ganze Städtchen zurück fahren und nach der Brücke dann rechts abbiegen. Die Strasse führte dem Fluss Dades entlang immer tiefer ins Tal hinein. Im vorderen Teil ist das Tal noch schön offen, mit verschiedenen kleinen Dörfern, durch die sich die Strasse mit zum Teil engen Kurven, schlängelt. Überall sitzen Leute vor den Häusern und winken uns freundlich zu. Die Strasse führte immer höher hinauf und verschaffte uns wunderbare Aussichten auf den Palmengürtel im Talgrund und auf die vielen Lehmhäuser und Kasbhen an den gegenüber liegenden Hängen. Der Zustand der Strasse ist aus unserer Sicht erstaunlich gut. Fasziniert von ganz bizarren Felsformationen hielten wir an und zückten wieder mal unsere Fotoapparate. Ein junger Mann kommt sofort auf uns zu und bot uns zwei sehr schön verarbeitete Berber-Dolche an. Nach einigem Verhandeln und Diskutieren verstand er, dass wir nichts kaufen werden, also erklärte er uns die Umgebung und die Felsstrukturen. So lernten wir, dass diese Felsen wegen ihren Formen „Doigts des Singes“ heissen. Während einem Fotohalt teilte uns Christa mit, dass es ihr sehr schlecht sei und sie ein Problem mit dem Magen habe. Sie bat uns nicht zu schnell zu fahren. Etwas später musste sie sogar erbrechen und glaubte, dass sie nun das Übel los wäre und es wieder besser gehe….
Und dann standen wir plötzlich bei einer engen Stelle vor der berühmten Felswand, über die sich die Strasse mit engen Kehren nach oben windet. Ein imposantes Bild. Wir hielten an und knipsten die ersten Bilder dieser berühmten Stelle. Immer wieder hatten wir in der Vorbereitung die Bilder und Berichte dieser Strasse gelesen, und nun standen wir selber davor, und besser noch – wir werden sie selber befahren.
In der Zwischenzeit ging es Christa nicht besser, sondern immer schlechter. Sie wurde auch sehr müde und wollte nur noch ein ruhiges und schattiges Plätzchen, auch wenn das nur irgendwo unter einem Baum war, um zu schlafen. Das mit dem Baum haben wir ihr dann ausgeredet, aber wir gingen mit unserem Anliegen ins Hotel Le Vieux Château, das direkt bei der engen Stelle der Schlucht steht. Der Hotelchef bedauerte sehr, dass er kein Zimmer frei hatte, doch er bat uns rein ins Haus und sagte: “wir finden eine Lösung. Vous-êtes bienvenue, in sha’allâh!“. Er richtete in einer ruhigen Ecke im Hotel für Christa ein Sofa her, damit sie sich ausruhen und schlafen konnte. Wieder einmal erlebten wir die herzliche Gastfreundschaft dieser Menschen auf eine eindrückliche Art.
Wir liessen nun Christa schlafen und setzten unsere Fahrt weiter noch tiefer in die Schlucht hinein. Die Rampe mit den engen Spitzkehren, die über die steile Felsstufe führte, war ein einmaliges Erlebnis. Von oben auf der Aussichtsplattform konnte man die ganze Strecke wie aus dem Flugzeug sehen und die Fahrzeuge auf der Strecke beobachten. Wir befanden uns nun auf ca. 1800müM in einem sehr schönen Hochtal. Dem Fluss entlang war es wieder sehr grün und fruchtbar. Die Bewohner haben hier verschiedene Gärten und Felder angelegt, die sie mit kleinen Kanälen bewässern. Die Strasse wurde nun immer enger und auch der Teerstreifen immer schmaler aber immer noch gut fahrbar. Eigentlich sollte die Strasse bis nach Msemrir geteert sein, doch ca. 3km davor war für uns kein durchkommen mehr. Die Strasse war durch einen Bergrutsch stark beschädigt, mit sehr tiefen und mit wassergefüllten Löchern. Zu gefährlich mit unseren Maschinen. Also machten wir kehrt und fuhren wieder zurück zum Hotel wo Christa am schlafen war.
Unter uns gesagt, die heisse Stelle mit der Rampe und den Spitzkehren sind Fredi und ich, einfach aus reiner Freude, nochmals zweimal hoch und runter gebolzt… einfach super! - oder wie Dölf Ogi sagte: „Freude herrscht!!!“
Christa konnte gut schlafen und es ging ihr wieder etwas besser, so dass sie wieder mit uns zurück fahren konnte. Der Hotelchef war zwar noch sehr besorgt um Christa als wir uns bei ihm bedankten und uns verabschiedeten. Und er wollte absolut gar nichts annehmen, als wir uns erkenntlich zeigen wollten. Er gab uns die besten Wünsche für die weitere Reise mit auf den Weg und dass Allâh uns behüte.
Um 18h00 kamen wir wieder im Hotel an, wo man uns schon sehnlichst erwartete. Das Nachtessen war wieder sehr fein gekocht und angerichtet und der quirlige Hotelboy und Garçon unterhielt uns mit seinen lustigen Geschichten, die er in Französisch, Englisch, etwas deutsch oder spanisch und natürlich arabisch oder berberisch erzählte…...
Doch Christa bekam von all dem nichts mehr mit! Nach unserer Rückkehr legte sie sich sofort ins Bett und liess das Nachtessen “sausen“…..
Am nächsten Tag ist ein Ausflug in die Todra Schlucht geplant.
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- Geschrieben von: Otto Schneider
Gorges du Todra, 10.05.09
Heute liessen wir uns schön Zeit mit dem Frühstück, denn es ist ja Sonntag. Christa hatte die Nacht gut durchgeschlafen und auch der Durchfall und der Magen haben sich etwas beruhigt, waren aber noch ziemlich sensibel. Deshalb zog sie es vor, im Bett zu bleiben und für sie einen Ruhetag einzuschalten. Wir versorgten sie noch mit genügend Wasser und Bananen und empfahlen sie der Obhut des freundlichen Hotelpersonals. Der Hotelboy versicherte uns insbrünstig, dass er persönlich auf “la Gazelle“ aufpassen werde, was uns ungemein beruhigte…..
In zügigem Tempo, 90km/h ist das höchste der Gefühle auf diesen welligen Strassen, spulten wir die 50 km von Boumalne-de-Dades nach Tineghir ab. Dann zweigt die Strasse links weg in den Gorges du Todra. In grossen Kurven ging es zum teil steil dem Berghang entlang über verschiedene Stufen zu den verstreuten Dörfern. Und immer wieder hatten wir eine atemberaubende Aussicht zurück auf die Stadt Tineghir. Dann durchquerten wir den grünen Palmengürtel, wo links und rechts der Strasse schöne Hotels und Pensionen mit einladenden Terrassen gebaut worden sind. Die Strasse wurde nun immer enger und wir “kämpften“ wieder verbissen um den kargen Teerstreifen in der Mitte. Es war ziemlich viel Verkehr auf der Strasse unterwegs. Auch voll geladene Lastwagen und alte stinkig russende Busse quälten sich in beiden Richtungen über die Bergstrasse. In den Dörfern standen viele Kinder am Strassenrand und versuchten einen Dirham zu erhaschen. Es war auf der ganzen Strecke riesig was los, so quasi marokkanischer Sonntagsverkehr….
Beim Schluchteingang wurde uns dann von einem sehr offiziell gekleideten Herrn 5 Dirham pro Motorrad als Eintritt abgenommen. Und dann ging es rein in die Schlucht!! Durch die enge Stelle, wo es nur Platz hatte für einen schmalen Strassenstreifen und das Flussbett der Todra. Links und rechts türmen sich mehrere Hundert Meter die kahlen Felswände senkrecht auf. Und alles wollte oder musste da durch!! An einigen Stellen hatten Händler ihre Stände mit den farbigen Tüchern aufgestellt und versuchten ihre Waren an die Besucher loszuwerden. Und durch alles zwängten sich auch noch die Autos, Lastwagen und Busse….
Wir stellten unsere Motorräder ab und staunten einfach nur noch, was hier los war. Zu unserem erstaunen sahen wir praktisch keine europäische Touristen, sondern nur marokkanische Reisende oder Ausflügler. Sofort waren wir wieder umringt von Leuten, die unsere Maschinen bestaunten. Drei Jungs kamen auf uns zu, und begrüssten uns ganz freundlich mit Handschlag. Dann fragten sie extrem höflich, ob sie ein Foto von der Maschine machen dürften. Natürlich waren wir einverstanden. Als er sich davor stellte, sagten wir ihm, dass er auf die Maschine sitzen darf. Stolz winkte er dem Fotografen zu und die Augen leuchteten freudig als er sich bei uns bedankte. Natürlich wollten seine Freunde ebenfalls ein Bild von sich und der Maschine. Und dann ging es los!!! Jetzt kam eine Gruppe junger, hübscher und traditionell gekleideter Frauen, die ebenfalls gerne ein Bild von sich und den Motorrädern hätten. Dahinter standen schon die nächsten an und Pia musste anfangen den Ansturm ein bisschen zu ordnen, während dem Fredi und ich den hübschen Girls beim Aufsteigen auf das Motorrad behilflich waren. Und jede warf sich dann vor ihren Freundinnen in Pose, mal sexy, mal melancholisch verträumt, man glaubte es wäre eine Fotosession für die Titelseite der nächsten Le Vouge….. Wir haben nur noch gestaunt und uns köstlich amüsiert…..
Wir fuhren nun weiter durch die Schlucht auf einer schmalen aber geteerten Strasse. Touristen und Ausflügler hat es jetzt keine mehr. Die fahren alle nur bis zur engen Stelle und fahren dann wieder zurück. Auch die Busse mit den Freiengästen aus den Hotels oder den Reisegesellschaften fahren nicht weiter. Die Strasse führt nun durch einen langen und tiefen Canyon, der sich in grossen und zum Teil ganz engen Kurven durch das Bergmassiv windet. Es ist nun ganz still. An den steilen Hängen kann man Berberkinder sehen, die ihre Ziegen und Schafe hüten. Ihre Berberzelte sind sehr versteckt und nur schlecht auszumachen. Und dann stehen wir bei der Dorfeinfahrt von Tamtattouchte. Das Dorf liegt wunderschön eingebettet in die Hänge und ist eingerahmt von Berghängen mit ganz eigenartigen Felsstrukturen, als ob ein Riese mit dem Rechen Verzierungen gezeichnet hätte. Im Hintergrund leuchte in hellen Farben die Gipfel des Hohen Atlas. Das ganze sieht aus wie ein Bild aus dem Tibet….
In Tamtattouchte machten wir eine Rast unter den Berberzelten bei Chez Baddou. Wieder eine Oase der Ruhe und des Friedens. In der Küche erlaubte mir die Köchin einen Blick in die Tagine-Töpfe auf dem Herd zu werfen. Ahhh, wie das duftete, da kommen dir die Tränen und das Wasser läuft im Munde zusammen. Einfach herrlich!
Doch leider konnten wir nicht bleiben und mussten wieder zurück in unser Hotel, wo Christa auf uns wartet. Die Rückfahrt war problemlos. In Tingehir versuchte ich in einem Internet-Cafe einen Bericht und einige Bilder auf die Homepage zu laden, doch das gestaltete sich schwierig an. Die Kiste war so was von langsam, dass ich bei den Bildern kapitulieren musste. Um 19h00 kamen wir etwas nach Sonnenuntergang im Hotel an. Christa hat sich auch wieder gut erholt und konnte mit uns das Nachtessen geniessen.
Unsere Erzählungen haben dazu geführt, dass wir nicht weiterfahren werden, bevor Christa die Todraschlucht nicht auch gesehen hat. Und das werden wir am nächsten Tag unternehmen.